Universes in Universe - Welten der Kunst

Documenta 11
8. Juni - 15. September 2002

Documenta / 2002 / Rundgang / Binding-Brauerei

 

 
 

Fabián Marcaccio: Interview, Details

  Fabián Marcaccio

Aus einem Interview von Pat Binder und Gerhard Haupt.

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Universes in Universe: Was würdest für das Verständnis deiner Arbeit als besonders wichtig erachten?

Fabián Marcaccio: Diese Art von Werken nenne ich "pintantes ambientales". Viele der Bildelemente, die ich benutze, habe ich aus dem Internet geholt. In gewissem Sinne ist das, als würde man Material, das durch das Netz fließt, auffangen und in einem bestimmten Moment in Beziehung zu einem Raum und einer Architektur "kristallisieren". Diese Malerei soll einen Übergang zwischen dem realen Architektonischen und der virtuellen Welt schaffen. Das Konzept dessen, was wir "site" nennen, interessiert mich besonders im Sinne von Ort. Das "Surfen" bei dieser Malerei macht man in einem konkreten Sinne, indem man das Werk beim Entlangschreiten betrachtet. In diesem Falle habe ich die Arbeit in einem Zwischenraum platziert, so als wenn sie zur Außenbegrenzung aber auch zum Innenraum des Gebäudes gehören würde. Man kann in doppelter Richtung, sowohl von der einen wie von der anderen Seite, daran entlang gehen.

UiU: Welche Rolle spielt das strikt Malerische?

F.M.: Mir ist die Beziehung zwischen digitaler und direkter, sozusagen realer, Malerei sehr wichtig. Ich verbinde den traditionellen Teil der Malerei, also den Farbauftrag etc., mit den vom Computer und verschiedener Software gebotenen Gestaltungsmöglichkeiten.

UiU: Was wäre über die von dir benutzte Ikonografie, die Auswahl der Bilder, zu sagen?

F.M.: Es geht mir um eine malerische Analyse des aktuellen Stands der Dinge, der Probleme der Urbanität, der politischen Probleme, des heutzutage permanenten Bürgerkriegs. Mich interessiert die Doppelbeziehung zwischen "in-formieren" und "etwas eine Form geben" (in-formar, dar forma a algo). Die Malerei wird als Form entwickelt und "in-formiert" gleichzeitig. Das heißt, alle einzelnen Bereich des Werkes sind wie Inseln der Information, wie "innere Formationen" der Malerei und gleichzeitig solch aktueller Themen, wie dem Begriff des Körpers, der Biogenetik, den Problemen der Gewalt und der menschlichen Beziehungen...

UiU: Ist der besondere Kontext von New York wichtig für die Entwicklung deines Werkes?

F.M.: Nun gut, mein Leben selbst ist ziemlich transkulturell. Ich wurde in Argentinien geboren, einen großen Teil meiner Zeit habe ich in New York und immer wieder mit Besuchen in Europa verbracht. Von meiner lateinamerikanischen Identität aus versuche ich, Probleme zu analysieren, die nicht allein Lateinamerika betreffen, sondern Teil der globalen Konflikte sind. Zum Beispiel gibt es in dieser Arbeit hier bei der Documenta einen klar definierten Teil, der "ökonomisches Konzentrationslager" heißt. Dabei geht es darum, wie bestimmte Länder der Dritten Welt von der internationalen Wirtschaft völlig gefangen, paralysiert sind. Das ist das, was ich dieses Jahr gerade im Zusammenhang mit Argentinien erlebt habe, und dieser Bildbereich ist deshalb einer der brutalsten, weil er mich sehr unmittelbar betrifft.

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Website von Fabián Marcaccio:
www.paintants.com

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©

Interview, Übersetzung, Foto:
Gerhard Haupt & Pat Binder

 

 

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