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"Entry Permitted. Access Denied" (Eintritt erlaubt. Zugang verboten) steht auf einem Aufkleber in den Straßen und Fußgängerunterführungen von Kassel. Dieser Aufkleber und viele anderen (in vier Sprachen: Hindi, Englisch, Türkisch und Deutsch - mit kryptischen Texten, die eine Spannung zwischen den heutigen städtischen Räumen und der Art wie wir darin wohnen suggerieren) hinterlassen eine Spur, die zur Installation "28f28" N / 77f15" E :: 2001/02" von Raqs Media Collective (Neu-Delhi) bei der Documenta 11 hinführt.
Die Installation ist eine Assamblage aus Video, Text, Ton, Druck und Werbegrafik. Aus dokumentarischem und gefundenem Material wird eine Matrix von Bedeutungen zu urbaner Enteignung und den Zeichen des Gesetzes in der Stadt geschaffen. Gesetzestexte und offizielle Verfügungen werden mit den den Bildern einer Stadt konfrontiert, die ihre eigenen Lebensräume durch den Abbau der fragilen gemeinschaftlichen Räume zerstört. Die Art, wie die Stadt in eine Welt voller Informationen vermittelnder Zeichen eingebettet ist, wird mit das Überleben sichernden Arbeitshandlungen verbunden. Die Installation kartografiert die täglichen Auseinandersetzungen zwischen Legalem und Illegalem, zwischen Sicherheit und Überleben, zwischen dem Masterplan und dem Moment. Besucher der Installation können ein Faltblatt mitnehmen, das offizielle Verbote, öffentliche Aufschriften, private Schilder sowie die Suche nach Fragen und die Zweifel über unsere Art, den Raum zu bewohnen, verbindet.
Neben dem Raum mit der Installation zeigt Raqs Collective "OPUS" [www.opuscommons.net], eine Software und einen Online-Raum für eine gemeinsame digitale Kreativität. Die Besucher von OPUS können digitale Objekte sehen, sie mit anderen teilen, herunter laden, verändern und auf die virtuelle Domain von OPUS wieder hochladen. Dabei wird ein "digitaler öffentlicher Raum" geschaffen und regeneriert, in dem es ebenso um das Hervorbringen eigener Werke wie darum geht, den "Raum" des Werkes eines jeden anderen zu teilen. Opus ist eine Versuch, die Prinzipien des Zusammenlebens und Teilens auf die Autorenschaft zu übertragen. Die Software ist ausschließlich entwickelt worden, um den Imperativ der Autorenschaft mit den Erfordernissen einer kreativen Gemeinschaft zu versöhnen.
Die Beziehung zwischen der Installation und der Software basiert auf einem Verständnis des Raumes. Während die Installation die Konsequenzen dessen artikuliert, was mit den Städten geschieht, wenn ihre Räume eingezäunt und verschlossen werden, verdeutlicht die Software die Möglichkeiten des Generierens offener Protokolle für das Teilen eines "Raumes" der Kreativität auf vitueller Ebene.
Desweiteren sind Materialien der Installation (über das Verschließen des Raumes) in die Software eingefügt (um sie öffnen zu können). Auf diese Weise umfasst die Installation - vor Ort, auf den Straßen (über die Aufkleber) und in den Händen der Besucher (durch die Faltblätter) und vermittels der Software - einen Schaltkreis, in dem Bilder, Texte und Ton über viele Wege reisen.
Raqs Media Collective
Zu Raqs Media Collective gehören Monica Narula, Jeebesh Bagchi und Shuddhabrata Sengupta. Sie arbeiten auf den Gebieten der Neuen Medien und der digatalen Kunstpraxis, des Dokumentarfilms, der Fotografie, der Medientheorie und -forschung, der Publizistik, der Kritik und als Kuratoren. Die Zusammenarbeit als Kollektiv begann 1991.
Der Sitz ist Neu-Delhi. Das Kollektiv gehört zu den Initiatoren von Sarai - Initiative für Neue Medien (www.sarai.net), einem Programm für interdisziplinäre Forschung und Praxis zu Medien, städtischen Räumen und urbaner Kultur am Centre for the Study of Developing Societies, Delhi.
Opus entstand zusammen mit einer Gruppe von Programmierern und Gestaltern - siehe Credits
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