 |
Die Vorlage für meine Arbeit sind kleine präkolumbische Figuren aus der zentralen Kaffee-Region Kolumbiens. Es sind Objekte aus Keramik, die oft in alten Gräbern gefunden wurden und die in Kolumbien zu einem populären Symbol für die vorspanische Kultur an sich geworden sind. Sie werden sehr häufig reproduziert und auf solchen Souvenirmärkten, wie dem hier am Morro, an Touristen verkauft. Dadurch sind sie zu Stücken mit hohem Wiedererkennungswert geworden, und außerdem haben sie eine starke skulpturale Form, was mich sehr interessiert. Ich sah, dass sie selbst in kleinem Format eine Monumentalität haben, und gerade deshalb habe ich sie als Ausgangspunkt ausgewählt. Indem meine Arbeit in Kunststoff ausgeführt ist, geht die Aura des präkolumbischen Originals verloren und die riesig aufgeblähte Figur wird zu einem banalen, nichtsagenden Werbe-Element.
In meinem Schaffen spiele ich immer damit, Elemente einander gegenüber zu stellen, die ein wenig "light" sind, die aus der zeitgenössischen Kultur der "Massenmedien" kommen, und auszuprobieren, ob eine banale Sache durch die Verwendung traditioneller Formen aufgewertet werden kann und wie stark Kulturen dadurch degradiert werden. Es gibt da so etwas wie eine Reibung, ein wenig wie bei meiner Skulptur in diesem Moment, in dem sie dem Wind ausgesetzt ist, den Sturm aushalten muss. Ein solcher Kampf der Kräfte interessiert mich.
Hinsichtlich des Standorts meiner Figuren ist mir die urbane Intervention sehr wichtig, die Tatsache, dass die Arbeit den Raum überragt, dass wirklich ein Dialog mit der Architektur und den kulturellen Elementen entsteht. An dieser Stelle gibt es Korrespondenzen zur Festung, zur Stadt, zum Meer, also zu all dem, was für Havanna kennzeichnend ist. ...
Die Arbeit heißt ja gerade deshalb "Der Flaneur", weil sie an den verschiedenen Orten, an denen sie aufgestellt wird, unterschiedliche Effekte hervorruft. Sie hat für sich selbst keinen eigenständigen Wert, sondern ihre Idee realisiert sich in dem Augenblick, in dem sie im öffentlichen Raum in Szene gesetzt wird.
| © |
|
Interview, Übersetzung, Fotos:
Gerhard Haupt & Pat Binder,
Universes in Universe |
|
|
 |
|
