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(Im Interview äußerten sich verschiedene Mitglieder der Gruppe, die im Nachhinein schwer auseinander zu halten waren, deshalb sind die Antworten mit dem vereinheitlichenden Namen DUPP gekennzeichnet. Nur die Aussagen von René Francisco Rodríguez, dem Koordinator der Galería DUPP, haben wir gesondert ausgewiesen.)
Was bedeutet DUPP und welches sind eure Ziele?
DUPP: DUPP bedeutet "Desde Una Pragmática Pedagógica" (ausgehend von einer pädagogischen Pragmatik). Es sind die Initialen eines pädagogischen Projekts von René in den letzten zehn Jahren. Unsere Gruppe ist die dritte Edition. Wir kannten uns schon vorher auf gewisse Weise und teilten viele Standpunkte, doch dann tauchte René auf und fügte alles zusammen.
René: DUPP entstand als Gruppe für die Diskussion und das bessere Verständnis der Fragen, die jeder für sich allein formuliert hatte. Damit wurden eine Art Format und eine Methode gefunden, um einerseits kollektive Arbeiten und andererseits zeitweise individuelle Arbeiten - zum Beispiel Personalausstellungen - zu realisieren, bei denen die Gruppe Rückhalt bietet, etwa so wie eine Mini-Institution.
DUPP: Der Begriff "Galerie" unterstreicht, dass obwohl wir das Kollektive betonen, wir gleichwohl das Individuelle sehr respektieren, das gegenwärtig das Einzige ist, was ein kollektives Projekt stützen kann.
René: Zu den Dingen, die sich DUPP vorgenommen hat, gehört es, gewisse Aspekte der kubanischen Kunst wiederzubeleben, die unseres Erachtens in diesen Zeiten, in denen die Künstler zu einer eher introspektiven, individuelleren Sicht neigen, etwas in den Hintergrund getreten sind, wie zum Beispiel in erster Linie das "Bilden einer Gruppe", um zu diskutieren. Etwas anderes, für das sich die Gruppe zu arbeiten entschieden hat, ist z.B. die "Abstraktion", die als Randerscheinung innerhalb der kubanischen Kunst angesehen wurde, welche in all diesen Jahren sehr thematisch orientiert war, voller Geschichten, Witze, politischer Anspielungen.
In diesem Sinne hat DUPP zwei Arbeiten realisiert. Eine nannten wir "Wie man abstrahiert schaut". Das war eine Performance, um die Aufmerksamkeit der Passanten auf die Mosaiken zu lenken, die einige abstrakte Maler in den 60er Jahren auf dem Bürgersteig von "La Rampa" [unteres Ende der 23. Straße - Anm. d. Ü., siehe Pabellón Cuba] gestaltet haben. Und dann hat sich diese Idee einer Arbeitsgruppe in einer Ausstellung in der Galería Habana konkretisiert, die "Wie man abstrakt denkt" hieß und in der sich das Thema der Abstraktion weniger in formalen Gesichtspunkten, als vielmehr in einer Reflexion über die Abstraktion und die kubanische Kunst äußerte.
DUPP nahm sich außerdem vor, das interdisziplinäre Arbeiten wieder aufzunehmen, das in den letzten Jahren ebenfalls an Bedeutung verloren hatte. Es wurde ein Festival für Performance als Hommage an Ana Mendieta geschaffen, um zu versuchen, die Performance-Aktivitäten in Kuba auf eine kollektive Weise zu fördern.
Wie entstand die Idee für die Arbeit in der Biennale?
DUPP: Wir haben ein System, um Projekte zu entwickeln: Wir setzen uns zusammen und reden, bis die Gruppe den Vorschlag von einem Mitglied annimmt, diesen entsprechend modifiziert und erweitert, bis er zu einem kollektiven Projekt wird. Das erfordert Offenheit und viel Bescheidenheit von jedem einzelnen von uns, und außerdem das Interesse, dass jedes Projekt etwas sein sollte, was uns eint, aber auch gleichzeitig jedem einzelnen individuell weiterhilft.
Für die Idee zur Biennale haben wir unter uns viele Projekte vorgeschlagen. Wir wußten, dass wir als ein einziger Aussteller teilnehmen müssen und dass es am stärksten wäre, nur ein einziges Werk zu präsentieren. Nach vielen Diskussionen entschieden wir uns letztendlich für dieses Projekt. Dazu brauchten wir vier Monate der Diskussion und einen Monat für die Produktion der Arbeit in der Fabrik.
René: Wir wußten, dass das Thema der Kommunikation in dem Werk nicht unbedingt offenkundig erscheinen muss, denn wir realisieren das schon seit drei Jahren Tag für Tag. Wir mussten uns nicht dieses Thema vornehmen, sondern sein Gegenteil: das Schweigen.
DUPP: Am Anfang war das Projekt für den Malecón [die Uferstraße Havannas - Anm. d. Ü.] gedacht. Aber dann interessierte uns mehr der historische Aspekt des Phänomens der Kommunikation. Und da sich das Projekt nicht auf den Malecón selbst bezog, sondern die Idee in der utopischen Vorstellung bestand, alle kubanischen Küsten mit diesen Symbolen zu bestücken und sich so auf die Grenze, die Inselsituation zu beziehen, mit der Geographie und der Landschaft als Teil des Werkes, entschieden wir uns dafür, es auf dem Morro als einem paradigmatischen Ort zu plazieren.
Das Mikrophon ist ein Element, das dazu dient, die Meinung von jemand zu verstärken, dazu, dass jemand gehört wird. Das Überraschende an unserer Arbeit ist die Tatsache, dass es sich nicht nur um ein Mikrophon handelt, sondern um unendlich viele, die zeigen sollen, dass wir uns alle hören und dass wir alle unsere Meinung sagen können.
René: ... aber statt um zu reden und zu verstärken, sind es Mikrophone, um zu sehen und nachzudenken.
Welchen Zusammenhang gibt es zur Arbeit mit den Vorhängen im Inneren des Morro? |
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