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Encounters 13
26. März 2006, p-10, 10 Perumal Road, Little India, Singapur
Veranstaltet gemeinsam von p-10, Universes in Universe und der Singapur Biennale

Diskussion über Biennalen im internationalen Kunstbetrieb und mögliche Effekte der Singapur Biennale für die lokale Kunstszene.

Die Idee, eine solche Diskussionsrunde zu veranstalten, entstand in Gesprächen zwischen Gerhard Haupt und Pat Binder von Universes in Universe mit Jennifer Teo und Woon Tien Wei von p-10 sowie mit Low Kee Hong, dem Generalmanager der Singapur Biennale. p-10 ist ein unabhängiges Kuratorenteam mit eigenen Projekträumen, das sich der Organisation von Ausstellungen und der Kommunikation und Interaktion zwischen Künstlern, Kunstvermittlern und Publikum widmet.

Zu Beginn gab Gerhard Haupt eine Übersicht über internationale periodische Kunstevents. Eine chronologische, längst nicht vollständige Liste ließ die starke Zunahme der Gründung von Biennalen in den letzten 10 Jahren erkennen und enthielt allein 24 seit dem Jahr 2000. Anhand der Sektion "Karawane" von Universes in Universe verdeutlichten Haupt und Binder das Profil und den Charakter diverser Biennalen. An den Beispielen Havanna und Sharjah erläuterten sie, welchen Effekt eine Biennale auf die Entwicklung der lokalen bzw. regionalen Kunstszene und deren internationale Wahrnehmung haben kann.

Zu den etwa 30 Teilnehmern der Nachmittagsveranstaltung gehörten u.a. Fumio Nanjo, künstlerischer Leiter der Singapur Biennale, seine Ko-Kuratoren Roger McDonald, Sharmini Pereira und Eugene Tan, einige für die Biennale ausgewählte Künstler aus Singapur und anderen Ländern sowie weitere Kunstschaffende und Kunstvermittler, darunter Marie LeSourd von der Asia-Europe Foundation und Susanne Jaschko, Mit-Kuratorin der Scape-Biennale in Neuseeland. Low Kee Hong moderierte nicht nur, sondern stellte sich der Kritik, die er als Mitveranstalter dieses Encounters bewusst herausgefordert hatte, und zeigte sich bereit, sie als Anregung zu begreifen.

Unter anderem wurde darüber diskutiert, woran der Erfolg einer Biennale überhaupt zu messen sei. Während die Biennale Venedig und die Documenta in Kassel vor allem das internationale und überregionale Publikum im Blick haben, sollte die Mehrzahl der Biennalen nach Auffassung der meisten Diskussionsteilnehmer insbesondere danach beurteilt werden, inwieweit sie für die Kunstszene und das Publikum am Ort und in der Region ergiebig sind und welche nachhaltigen Wirkungen sie dort haben.

Deutlich wurde, dass längst nicht alle in Singapur der ersten Biennale mit freudiger Erwartung entgegensehen. Für einige ist sie nur eine weitere Renommierveranstaltung des Staates, und man fürchtet, die hohen Kosten könnten durch Kürzungen beim heimischen Kulturhaushalt aufgefangen werden. Einige Äußerungen von Künstlern erweckten allerdings den Eindruck einer sehr engen Selbstbezogenheit und ließen eine Neugier auf Arbeiten von Kollegen, die nicht zum unmittelbaren Freundeskreis gehören, vermissen. Vielleicht brauchen manche aber erst die reale Erfahrung einer Biennale, um zu erkennen, wie anregend und produktiv für das eigene Schaffen Begegnungen mit künstlerischen Auffassungen aus verschiedenen Teilen der Welt sein können.

 

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