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Konzeptioneller Rahmen der Biennale von Sydney 2006
Von Charles Merewether, künstlerischer Leiter und Kurator

Der konzeptionelle Rahmen der Sydney Biennale 2006 heißt "Zones of Contact" (Kontaktzonen) und schließt Künstler aus aller Welt ein, die in allen Disziplinen der visuellen Künste arbeiten.

Der Fokus der Biennale 2006 wir gleichermaßen "Zonen" wie "Kontakt" thematisieren und dabei die Besetzung und das Kartografieren solcher Räume hervorheben wie Territorien, Siedlungen, Wohnungen, Behausungen und Zwischenzonen. "Zones of contact" definiert eine Schwelle zum Globalen, weil die Begegnung immer von einer lokalen Perspektive und Erfahrung aus beginnt. Etwa 80 Künstler aus über 40 Ländern werden in diesem gemeinsamen Rahmen untersuchen, wie zeitgenössische Kunst auch weiterhin eine zeitgemäße Verkörperung und Artikulation der kolonialen Ära darbietet und Geschichten von Konflikten und Unterentwicklung liefert. Sie werden die zunehmenden transkulturellen Strömungen reflektieren, die von der Globalisierung und dem wachsenden Kosmopolitismus der Metropolen der Welt hervorgerufen werden.

Das Konzept "Zones of Contact" der Sydney Biennale 2006 dient weder als Surrogat für visuelle Anthropologie oder Kulturgeschichte an sich, noch suggeriert es ein natürliches Stadium, das der Technologie der Repräsentation oder des Sehens vorausgehen würde. Es bezieht sich vielmehr auf Sphären der Verpflichtung gegenüber der Welt oder der Verflechtung mit dieser, und die Materialität der Kunst wird gleichermaßen eine Artikulationsweise wie auch ein Medium der Wahrnehmung. Folglich umfasst "Zones of Contact" nicht nur eine räumliche Dimension, z.B. Grenzen, Randzonen, Schnittpunkte, sondern bezieht sich ebenso auf eine zeitliche und eine sinnliche Art, die Welt zu erfahren, was mit Fragestellungen hinsichtlich des betroffenen und gefühlten Körpers, des täglichen Lebens und der Entwicklung des Subjekts zu tun hat. Das bedeutet, mit anderen Worten, die Diskussion für weite Bereiche der zeitgenössischen Kunst zu öffnen, sei es auf einer unmittelbaren und intimen Ebene des individuellen oder sozialen Körpers oder der Welt als ganzes, mit den Grenzbereichen zwischen Gleichheit und Differenz, den Rissen, den Schwellen, Horizonten und Fehlstellen, die das Erbe der Geschichte und die Erfahrung der Gegenwart ausmachen. Aus dieser Perspektive hat "Zones of Contact" das Taktile des Bildes zur Folge, das über die Praktiken des Beobachtens oder Interventionen im Dokumentarischen hinausgeht. Die Begegnung mit Kunst wird zu einem Bereich des gefühlten Wissens, einer bildlichen Anschauungsweise, die uns bei unserem Kontakt mit der Welt leitet. In diesem Rahmen existiert die Kunst und reichert durch Erinnerung und Wahrnehmung Sinn an, so wie eine Membrane, die als Vermittler oder Stimmgabel zwischen dem Sujet und dem Betrachter agiert.


(Übersetzung aus dem Englischen: Binder & Haupt)

 

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© Text: Charles Merewether, November 2005; Website: Universes in Universe - Welten der Kunst