Universes in Universe - Welten der Kunst

49. Biennale Venedig
10. Juni - 4. November 2001

Venedig / 2001 / Pavillons / Uruguay

 

 
Rimer Cardillo
Interview von Pat Binder und Gerhard Haupt

Diese Arbeit habe ich für die Biennale geschaffen. Das zentrale Element ist der »Cupí«, was in der Sprache der Guarani-Indianer »Ameisenhügel« bedeutet. Solche »Cupí« findet man in vielen Regionen Südamerikas, vor allem in Uruguay an der Atlantikküste, und man erkennt sie leicht an ihrer eigenartigen konischen Form, von der die Struktur meiner Arbeit abgeleitet ist. Andererseits benutzten viele amerikanische Kulturen eine konische Form für die Bestattung ihrer Verstorbenen, die zusammen mit Utensilien und Tieren, die mit ihnen zusammenlebten, beigesetzt wurden ... es gibt also mehrere Metaphern, die ineinander fließen.

Die Terrakottafiguren sind Abgüsse von toten Tieren, die ich in den Urwäldern oder Steppen gefunden habe. Darunter sind Tiere aus Südamerika, z.B. aus Uruguay und Venezuela, aber auch Nordamerika, aus der Gegend des Hudson, wo ich wohne und mein Atelier habe. In letzter Zeit habe ich auch Wachsabdrücke gemacht, was mehr Detailtreue ermöglicht und ein Abbild erzeugt, bei dem man nicht so richtig weiß, ob das tote Tier darunter liegt oder nicht. Zur Installation gehören die Kästen an der Wand, die sich auf jüdisch-christliche Reliquienschreine beziehen. Dahinter steht der Gedanke, die in den Kästen enthaltenen Vögel zu bewahren und als Reliquien einer vom Aussterben bedrohten Welt zu präsentieren.

Ein anderer wichtiger Aspekt dieser Ausstellung ist die Referenz an den »Spiegel«. Für viele präkolumbische Zivilisationen waren Spiegel heilig. Sie spielten auch im Kolonisierungsprozess eine wichtige Rolle, denn im Zuge der Eroberung Amerikas wurden Spiegel als Tauschobjekte und Artefakte für die Magie eingeführt. In gewissem Sinne soll meine Arbeit den Spiegel nach Europa zurückbringen.

Mein Schaffen hat mit Ideen der Ökologie, der Zerstörung der Umwelt und Menschheit, zu tun. In einer weit gefaßten Metapher behandelt es die Problematik der Ureinwohner in den Urwäldern Amerikas und in anderen Teilen der Welt, sagt aber auch etwas über die Entfremdung des Menschen in der Stadt.
© Interview, Übersetzung, Fotos:
Gerhard Haupt & Pat Binder
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