María de Corral |
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Internationale Ausstellung
Kuratorin: María de Corral
Über den Titel ihrer bis in die 1970er Jahre zurückreichenden
Ausstellung schrieb María de Corral, sie hätte ihn gewählt,
weil sie "den Besucher an jenen Themen teilnehmen lassen möchte,
die die Künstler alltäglich in ihren Kunstwerken behandeln".
In ihrem Statement folgt eine Aufzählung
der Themenkomplexe, die sie damit meint. Ihre Schau solle jedoch keineswegs
thematisch angelegt oder eine "Konzeptausstellung" sein, sondern
"die labyrinthische Entwicklung der Kunst" als einen Prozess
zeigen, "von Intensität sprechen", "existierende
Verhältnisse zwischen Künstlern verschiedener Generationen
offenbaren, die an ähnlichen Kunst- und Lebenskonzeptionen arbeiten",
etc. .... . In den 34 Räumen des italienischen Pavillons wollte
die Kuratorin assoziative Konstellationen von Werkgruppen zusammenstellen,
die dazu beitragen, die Intensität der einzelnen Arbeiten zu steigern.
Zu den Kriterien ihrer Auswahl der Teilnehmer schrieb María de Corral
u.a.: "Ich will die Ausstellung nicht auf eine mathematische Aufteilung
der beteiligten Künstler per Nationen und Kontinenten stützen, da
dies zu einem falschen Abbild der heutigen Universalität führen würde.
Im Gegenteil dazu habe ich beschlossen, weiterhin mit Künstlern zu arbeiten,
die mich auf meiner künstlerischen Bahn begleitet haben" (sic. -
sollte es nicht eher so sein, dass ein Kurator die Künstler auf deren
Weg begleitet?).
Sehr bemerkenswert fanden wir, was Corral bei der Pressekonferenz in
Berlin (siehe unsere Einführung)
hinzufügte. Sie meinte, u.a. solche Großausstellungen der
letzten Jahre wie die Documenta11 hätten belegt, dass die wichtigsten
Künstler der "Peripherie" von den Zentren aus produzieren,
wenngleich sie über den Kontext sprechen würden, aus dem sie
kämen, aber sie täten dies aus westlicher Perspektive.
Da scheint es ein Problem der eigenen Perspektive zu geben, das die
Kuratorin durchaus mit einigen einflussreichen Kollegen teilt. Sicher
existieren diverse Gründe dafür (Zeitmangel, knappere Budgets,
Gewalt in bestimmten Ländern etc.), dass - um es vorsichtig auszudrücken
- nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit vor Ort recherchiert
wird oder zumindest dort ansässige, kompetente Kollegen einbezogen
werden. Daraus aber den Schluss zu ziehen, das Wichtigste der Kunst
"peripherer" Regionen (ein ohnehin längst obsoleter Diskurs)
sei sowieso das, was im eigenen Umfeld (also den westlichen Metropolen)
entstehe, ist ziemlich absurd. Aber wie wenig neugierig viele Kuratoren
heutzutage sind, zeigt auch die verbreitete Unsitte des "sampling
curating", also dass man lieber solche Künstler auswählt,
die man auf den Großausstellungen der letzten Jahre traf und über
deren Bedeutung sich der Kunstbetrieb längst verständigt hat.
Gerhard Haupt und Pat Binder
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