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Regen aus Tränen. 2006/2007
Installation: Tränen verschiedener Personen in Reagenzgläsern
Tibor Balogh ist der erste Roma-Künstler, der von der Ungarischen
Akademie der Schönen Künste angenommen wurde und diese absolvierte.
Seine Diplomarbeit bestätigt schon die volle Meisterschaft seiner
Kunst. In einer Serie von Kupferstichen überblendet der Künstler
Kindheitserinnerungen mit Fragmenten einer anderen Szenerie seines Lebens,
dem 8. Bezirk von Budapest, in dem er während seines Studiums an
der Akademie lebte und in dem es den höchsten Prozentsatz an Roma-Bevölkerung
in der Stadt gibt.
Nach dem Diplom war sein erster wichtiger Auftritt in
der Öffentlichkeit die Ausstellung The Hidden Holocaust
(Der verborgene Holocaust) in der Mucsarnok/Kunsthalle. Balogh schuf
dafür ein provozierendes Werk, eine Kabine, nur 1 x 1 x 2,3 m groß,
beleuchtet von einer nackten Glühbirne. Die Wände waren mit
schockierenden Dokumenten, Artikeln und Fotos über den Holocaust
an den Roma und deren fortgesetzte Diskriminierung tapeziert. Wenn man
hineintrat, war es unmöglich, die Belege ihres erschütternden
Schicksals zu ignorieren, egal wohin man sich auch wandte. Außerhalb
der Kabine gab es kleine Reagenzgläser mit Instruktionen. Man konnte
eines davon in die Kabine mitnehmen, in der man sich solange wie gewünscht
aufhalten durfte. In dem Glas konnte man seine Tränen sammeln und
es - wenn man wollte - signieren. Das Reagenzglas wurde in ein Loch
einer kleinen Halterung gesteckt, von wo es der Künstler nahm und
neben die anderen "Regentropfen" um die Kabine herum hängte.
Über hundert Personen nahmen an der Aktion teil, die vor der Ausstellung
stattfand und den Charakter einer Totenwache für die Roma hatte.
Tímea Junghaus
(Aus dem Englischen: Binder & Haupt.)
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© Fotos: Haupt & Binder
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* 1975 Fehérgyarmat, Ungarn. Lebt in Budapest, Ungarn.
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